Oswald Haerdtl, einer der meist angesehenen Designer und Architekten der Zwischen- und Nachkriegszeit, wurde 1899 in Wien geboren. Er ist am bekanntesten für seine frühen Ausdrücke modernen Designs, insbesondere jene, die zu Wiens berühmter Kaffeehaus Kultur beitrugen sowie für seine Zusammenarbeit mit dem ikonischen österreichischen Architekten Josef Hoffmann.
Haerdtl wurde bei Oskar Strnad und Josef Frank zum Architekten ausgebildet und machte 1921, ausgezeichnet mit dem Eitelberger Preis für besondere Studienleistung der Universität für angewandte Kunst in Wien, seinen Abschluss. 1922 nahm er eine Assistentenstelle bei Hoffmann an, der zunächst sein Mentor und später bei vielen gemeinsamen Projekten sein Kollege wurde. 1925 arbeitete Haerdtl mit Hoffmanns Team bei der Exposition Internationale des Art Décoratifs et Industriels Modernes. Während seiner Zeit in Paris nutzte er die Gelegenheit, die Arbeiten und Studios seiner Lieblingsvertreter der Moderne zu besichtigen, unter ihnen Le Corbusier, Jean Lurçat und André Lurçat sowie Fernand Léger.
Nach seiner Rückkehr nach Wien eröffnete Haerdtl ein Studio in der Wiener Werkbundsiedlung, einem Wohnprojekt, das von seinem ehemaligen Lehrer Josef Frank und anderen bekannten Architekten geführt wurde und als Beispiel für modernes Wohnen gedacht war. Hier verwirklichte er seine ersten Soloprojekte, darunter mehrere Entwürfe für Wohn- und Bürogebäude. Seine Designs wurden ausgewählt, um Österreich bei den Weltausstellungen in Brüssel 1935 und Paris 1937 zu repräsentieren. 1935 nahm er außerdem eine Professur der Architektur von seinem ehemaligen Lehrer Oskar Strnad an seiner Alma Mater an.
Obwohl er nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland dafür kritisiert wurde jüdische Auftragnehmer mit der Umsetzung seiner Architektur- und Designprojekte zu beauftragen, arbeitete Haerdtl weiterhin an der Universität. 1940 entging er dem Militärdienst, da Gesuche für ihn geschrieben wurden und er als „unentbehrlich“ für die Universität erklärt wurde. Sein Studio aber litt unter dem Krieg und er eröffnete Büros in Krakau und Breslau, wo er Hotels, Büros und Tarnungen für Industrieanlagen entwarf.
Das Kaffeehaus als Wiener Institution erfreute sich in den 1950ern erneuter Beliebtheit und Haerdtl bekam viele Aufträge Caféeinrichtungen, Speisekarten, Vasen, Besteck, Glaswaren und Geschirr zu entwerfen. Seine Caféstühle wurden von Thonet hergestellt und zeugten, obwohl sie ebenfalls aus Bugholz hergestellt wurden, von einer moderneren Ästhetik als Thonets ursprünglicher Nr.14 Stuhl. Die Uniformen des Bedienungspersonals—als wesentlicher Teil der Inneneinrichtung des Cafés angesehen—wurden häufig von Haerdtls Frau Carmela entworfen. Unter Haerdtls berühmten Caféeinrichtungen sind das Café Prükel (1939, 1954 komplett wiederaufgebaut), Arabia (1950-57) und Hotel Bristol (1948-55).
Haerdtl verstarb plötzlich im August 1959. Seitdem war er Gegenstand zweier Retrospektiven, 1978 und 2000, beide in Wien. Er erhielt viele Preise und Auszeichnungen, darunter die Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich (1934 und 1937), den österreichischen Staatspreis für Architektur (1937) und den Preis für Architektur der Stadt Wien (1948).