Arteluce

Italien

Die italienische Firma für Leuchtendesign Arteluce wurde 1939 von dem jungen venezianischen Designer und Unternehmer Gino Sarfattigegründet. Die politischen Unruhen der Zeit zwangen Sarfatti, seinen Abschluss in der Luftfahrttechnik in Genoa aufzugeben und mit seiner Familie nach Mailand zu ziehen. Dort ging Sarfatti trotz fehlender Ausbildung seiner Karriere im Leuchtendesign nach. Der Tatsache, dass Sarfatti sich alles selbst beibrachte, ist es wohl zu verdanken, dass er voll und ganz in den Lebenszirkel des Designprozesses eintauchte, von der Konzeption bis zur Produktion. Er arbeitete außerdem mit Künstlern und Architekten zusammen, um stärkere, leichtere und günstigere moderne Lampen zu produzieren, als es sie bis zu diesem Zeitpunkt in Italien gegeben hatte.

Während des Zweiten Weltkrieges floh Sarfatti in die Schweiz. Er kehrte nach dem Krieg nach Mailand zurück, um seine Firma zu wieder zu eröffnen. 1951 öffnete Arteluces erste Verkaufsstelle am belebten Corso Vittorio im Zentrum Mailands (heute bekannt als Corso Matteotti) ihre Tore. Der Laden wurde 1953 von Marco Zanuso neu gestaltet. Das zweite Geschäft Arteluces an der glamourösen Via della Spiga wurde von Sarfattis lebenslangem Freund und Leuchtendesigner, Vittoriano Viganò, 1961 entworfen.
 
Dank Sarfattis Engagement hinsichtlich technischer, materieller und produktionstechnischer Forschung wurde Arteluce schnell zu einer erfolgreichen und visionären Marke für Beleuchtung. Im Laufe seines Lebens entwarf Sarfatti mehr als 400 Lampen (manche Quellen meinen, es seien sogar mehr als 700 gewesen), welche für ihre minimalistische und doch expressive Ästhetik und ihre experimentellen Materialien hoch gelobt werden. Mitte der Fünfziger begann Sarfatti mit Plexiglas zu arbeiten und in den frühen Fünfzigern trieb er die Nutzung von Halogenbirnen voran. Sarfatti widmete sich außerdem der Verbesserung jedes einzelnen Bestandteils einer Lampe, von dem Schalter über die Verkabelung hin zu den Reflektoren. Das ultra-minimalistische Model 1063 (1954) sollte das italienische Design von Stehlampen über Jahre hinweg beeinflussen. Dieser Lampe wurde der hoch angesehene „Grand Prix” auf der Mailänder Triennale verliehen. Sie ist bekannt als das ausdruckvollste Beispiel für Sarfattis Vision von Schönheit in Alltagsgegenständen. Im gleichen Jahr gewann Arteluce den ADI Compasso d’Oro für Modell 559 und ein Jahr später für Modell 1055.
 
In den Sechzigern entwickelte sich Arteluce zum kreativen Mittelpunkt für Italiens talentierteste Designer und realisierte Entwürfe der wichtigsten Talente wie Franco Albini, Cini Boeri, Franca Helg, Ico Parisi und Massimo Vignelli. Die Lichtinstallation für das Teatro Regio Opernhaus in Turin - eines der letzten Projekte Arteluces, das hunderte an Hängeleuchten aus Plexiglas umfasst, die unter der Leitung des legendären Architekten  Carlo Mollino 1972 installiert wurden - wird als eine der größten Errungenschaften der Firma gesehen.

1973 verkaufte Sarfatti sein Unternehmen an Flos und zog sich an den Comer See zurück. Viele Produkte von Arteluce sind heute noch in Produktion und einige der originalen Modelle sind permanent in wichtigen Museen, wie dem MoMA in New York, untergebracht. Die nach der Zusammenführung mit  Flos etwas in Vergessenheit geratenen Designs Sarfattis erfohren nach der ersten Retrospektive seiner Arbeiten im Triennale Design Museum in Mailand eine Renaissance unter Vintage-Sammlern.

* Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Flos