André Robert (A. R.) Cordemeyer wurde 1924 im niederländischen Bussum geboren. Er war ein erfolgreicher Industriedesigner, der in den 1950ern und 1960ern hauptsächlich für die Herstellermarke Gispen arbeitete. Zum Designer sind kaum nachweisbare Informationen bekannt, weshalb auch weiterhin heftig darüber diskutiert wird, ob es sich bei Cordemeyer und beim ebenfalls niederländischen Designer Dick Cordemeijer um dieselbe Person handelt. Letzterer entwarf die bekannte Cleopatra Liege (1953-4) für Auping. Eine Theorie besagt, dass die biografischen Daten der beiden oft durcheinander geworfen werden, weil Dick Cordemeijer seinen Namen nach seiner Tätigkeit für Auping in André Cordemeyer änderte.
Man nimmt an, dass Dick Cordemeijer 1952 beim Matratzenhersteller Auping als Techniker zu arbeiten begann Auping wurde ursprünglich 1888 gegründet und war damals für die Produktion von Matratzen mit innovativer Stahlfederung bekannt. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegszeit konnte die Firma diverse namhafte niederländische Designern für sich gewinnen, darunter Friso Kramer (geb. 1922), Wim Rietveld (1924-1985) und Frans de la Hayes (geb. 1943). 1953 entwarf Cordemeijer die Cleopatra Liege, die bis 1982 von Auping produziert wurde. Die Cleopatra Liege zeichnete sich vor allem durch ihr minimalistisches Design aus und war in der Produktion preisgünstig. Ihr Untergestell besteht aus Drahtgeflecht, ihr Metallrahmen ist lackiert und ihre Füße sind aus massivem Teakholz gefertigt. Durch ihre gelungene Gestaltung wurde die Liege schnell zum Designklassiker. Bis heute ist sie eine von Aupings erfolgreichsten Modellen mit über einer Million verkauften Exemplaren weltweit. Obwohl Cordemeijer mit vielen anderen erfolgreichen Designern und Berühmtheiten arbeitete, ist die Cleopatra Liege seine alleinige Kreation.
Um das Jahr 1954 arbeitete André Cordemeyer für Gispen. W. H. Gispen hatte sich in dieser Zeit von seiner Position als Chefdesigner zurückgezogen. Der Sohn von Gerrit Rietveld, Wim Rietveld, war bereits als Designer für die Firma tätig. Während ihrer Anstellung bei Gispen entwickelten der junge Rietveld und Cordemeyer – oft in Zusammenarbeit – eine reduziertes und funktionale Designsprache mit dem Schwerpunkt auf praktische Büromöbel, die gleichzeitig erschwinglich waren.
Die harmonische Zusammenarbeit von Cordemeyer und Rietveld für Gispen wird besonders bei den Stühlen 1407 Armchair (1954) und 416 Easy Chair (1956) deutlich. Beide Modelle sind heute auf dem Vintage-Markt heiß begehrt. Herausragende Einzelarbeiten von Cordemeyer sind das modulare, bunte 5600 Storage System (1959), der 1262 Chair (1959) aus gebogenem Schichtholz, der 3637 Table (1959) mit Glasplatte, die schmalen und bezogenen 1409 und 1410 Armchairs (1959), der klassische 1637 Swivel Chair (1963) sowie die 2200 Seating Series (1967) aus gegossenem Kunststoff.
Unter der Leitung Cordemeyers war Gispen auch mit den 7800 Kleurodesks (1958) sehr erfolgreich. Diese waren auch in den 1960ern noch Verkaufsschlager. Die Schreibtische aus Stahl sind lackiert und ihre Tischplatten mit Linoleum verkleidet.
Cordemeyer ist es zu verdanken, dass Gispen in seiner Produktion um 1956 Polypropylen einführte. Er soll den Hersteller dazu überredet haben. So wurde Gispen zum ersten niederländischen Hersteller, der Kunststoffmöbel industriell produzierte.
Um 1957 oder 1958 verließ Rietveld Gispen, um anderen Projekten nachzugehen. Doch Cordemeyer war noch bis in die 1970er im Unternehmen tätig. Anschließend arbeitete er als Ingenieur für Windkraftprojekte. Im Laufe seiner Karriere versuchte Cordemeyer mit seinen Entwürfen immer wieder, neue Produktionsverfahren wie auch Materialien einzuführen, um so noch effizientere Produkte für die niederländische Bevölkerung der Nachkriegszeit zu gewährleisten.