Der österreichische Skulpteur und Keramiker Josef Lorenzl (1892-1950) ist für seine filigranen und eigenwilligen Figuren aus Bronze und Elfenbein, die als Beispiele für österreichische Art déco Skulpturen gelten, im Gedächtnis geblieben.
Der 1892 in Wien geborene Lorenzl machte seine Lehre in einer Gießerei in dem militärischen Lagerkomplex Vienna Arsenal, wo er im Bronzeguss ausgebildet wurde. Statt in traditionellen metallverarbeitenden Industrien wie beispielsweise im Baugewerbe zu arbeiten, wandte Lorenzl sich den Skulpturen zu. Seine Arbeiten zelebrierten die weibliche Form indem er elegante Tänzerinnen abbildete. Wie bei seinen Zeitgenossen Ferdinand Preiss (1882-1943) und Demetre Chiparus (1886-1947), bestanden Lorenzls Figuren entweder aus Bronze oder Chryselephantin, welches eine Kombination aus verschiedenen Materialien der Bildhauerei ist, darunter Elfenbein, Bronze, Gold und Silber.
Am Anfang seiner Karriere arbeitet Lorenzl gemeinsam mit Stephan Dakon (1904-1992) für das österreichische Keramikunternehmen Goldscheider. Ab den 1930ern waren beide Künstler Chef-Designer bei Goldscheider.
Unter den herausragenden Designs für Goldscheider sind Gefangener Vogel (ca. 1922) – häufig ebenfalls Schmetterlingsflügel genannt, welche nach der in den 1920ern aktiven Schauspielerin und Tänzerin Niddy Impekoven geformt war, die Ägyptische Tänzerin (1922), auch bekannt als Odalisque, welche eine Tempeltänzerin aus Verdis Aida repräsentierte und die Orientalische Tänzerin (ca. 1925). Ab Mitte der 1920er konzentrierte Lorenzl sich verstärkt auf Akt Skulpturen, was eine Veränderung gegenüber seinen frühen Designs darstellte, die bekleidete Frauen in Tanzkleidung umfassten und für die er am bekanntesten ist.
Im Laufe seiner Karriere arbeite Lorenzl außerdem für die Wiener Unternehmen Keramos, Wiener Kunstkeramik und Porzellanmanufaktur AG, sowie die deutschen Firmen Hertwig und Cortendorf.
Lorenzl starb 1950 in Wien. Es gibt Gerüchte, dass Lorenzls Frau Anna nach seinem Tod eine große Anzahl seiner Skulpturen zerstörte. Die meisten seiner Stücke sind entweder mit „Lor“ oder „Enzl“ signiert und einige von ihnen außerdem mit „Crejo“, nach dem Maler, der eine Zeitlang mit dem Skulpteur zusammenarbeitete und feine Filigran-Malerarbeiten zu der Bronze der Figuren hinzufügte. Diese seltenen Lorenzl-Crejo Kollaborationen sind bei Sammlern besonders gefragt.